Himmlischer Nuss Likör

Möchte man die Urspünge des Nuss Liköres erkunden, scheinen diese mindestens so sagenumwoben zu sein, wie die Zutaten der "richtigen" Rezeptur. Meine Recherche führt mich nach Italien, wo der Nuss Likör, genauso wie hierzulande, bis heute ein Hit als Digestif ist.


In Norditalien wurde seit dem 15. Jahrhundert ein Walnuss Likör von kräuterkundigen Nonnen im Kloster hergestellt.
Heute in Italien als "Nocino" bekannt war sein urspünglicher Name "Ratafia" das sich aus "ratio fieri" ableitet und bei Vertragsabschlüssen ein Abkommen bestätigte. Zur Feier des Tages und zur endgültigen Vertragsbesiegelung wurde ein aromatischer Obst Likör eingenommen.
Na dann Stößchen!

Laut archäologischen Funden wurde die Walnuss schon in der Steinzeit in Mitteleuropa genutzt, allerdings wurde der Walnussbaum später durch Kaltzeiten Richtung Süden verdrängt. Die Griechen, so heißt es in Plinius´"Naturalis historia" aus dem 1. Jahrhundert, brachten die Walnuss aus dem Orient wieder nach Europa. Die römischen Legionen taten ihr Übriges und schwupps da war die Walnuss auch schon wieder über die Alpen gelangt. Schon damals war Fremdes oft nicht koscher und so erhielt die Walnuss ihren Namen hierzulande, denn die "welsche bzw. walche Nuss" bedeutet "von den Fremden" kommend.

Wie so oft fand auch die Walnuss im 9. Jahrhundert ihre große Bühne da sie, neben vielen anderen heute noch wichtigen Heil- und Genusspflanzen, in der Landgüterverordnung, die wahrscheinlich auf Karl d. Großen zurückgeht, angeführt war.
In dieser Verordnung wurden besonders wichtige Pflanzen erwähnt, die vermehrt in Mitteleuropa angepflanzt werden sollten.
Vor allem Klöster waren in dieser Sache betraut und dann wars zum Likörchen nicht mehr weit, wurde doch damals fast jedes Kräutlein mit Alkohol versehen, natürlich nur aus medizinischen Gründen!

Ob der Ursprung eines ähnlichen "Nuss Gebräus" vielleicht dennoch etwas früher anderswo zu suchen ist, ist leider nicht mehr festzustellen. Der bis heute erhaltene Brauch die Nüsse für den Likör am Johannitag (24. Juni) zu pflücken deutet auf keltischen Ursprung hin.
Um diese Zeit wurde ursprünglich das Sonnwendfest gefeiert, ein Fest zu Ehren der Fruchtbarkeit und einer kommenden reichen Ernte. Walnüsse spielten in der Kultur unserer Ahnen auch als Fruchtbarkeitssymbol eine Rolle.

 

Wann man die Walnüsse für den Likör tatsächlich pflückt und ob just der Johanni Tag (oder der Sonnwendtag) der perfekte Tag dafür ist, ist nebst magischer, am besten nächtlicher Pflückrituale vor allem wetterabhängig. Für den perfekten Likör braucht es sozusagen die perfekte Unreife der Nuss. Die lässt sich am leichtesten über die Konsistenz der Nüsse herausfinden. Die Schale muss noch weich sein, so dass man sie mit eine spitzen Gegenstand leicht durchstechen kann. Ihr Inneres sollte noch weiß und der Nusskern nur im Ansatz erkennbar sein.
Mit zu früh geernteten Nüssen schmeckt der Likör später holzig, mit zu spät Geernteten sehr bitter.

So unterschiedliche die Rezepturen, denn der Nusslikör verbreitete sich in Europa rasend schnell, eines hatten sie immer gemeinsam:
unreife Walnüsse wurden mit Alkohol und Zutaten der Region, oder in dieser Region erhältlichen Zutaten versehen, Klöster waren natürlich privilegiert und hatten auch Zugang zu exotischeren Gewürzen.

So, aber jetzt gehts ans Eingemachte:

Zutaten
  • 18 grüne Walnüsse 
  • 1l Wodka
  • 1 TL Gewürznelken
  • 1 Nelkwurz
  • 1 Zimtstange
  • 1 Vanilleschote
  • 1/4 gerieben Muskatnuss 
  • 1 TL Pimentkörner
  • 1 TL Kardamom
  • 3 Stk Sternanis
  • Zeste oder kleingeschnitte Schale einer Bio Orange
  • Zeste oder kleingeschnitte Schale einer Bio Zitrone
  • 250g Honig
  • 1/4 l Wasser


Zubereitung

1. Latexhandschuhe anziehen! Sonst gibt’s über Wochen braune Finger, denn der Saft der grünen Nüsse ist stark färbend. 
2. Frisch gepflückte und besonder schöne Nüsse vierteln
3. Gewürze im Mörser grob zerkleinern  
4. Orangenschale kleinschneiden oder mit Zestenschneider abziehen  
5. Nelkwurz gut waschen und zerkleinern 
6. alle Zutaten in ein große, helles Glas (z.B. Weckglas) füllen 


7. mit Wodka aufgießen
8. Zudecken und an einem sonnigen Ort (Fensterbrett) 4-6 Wochen ziehen lassen (Wärme bringt Aroma) 
9. während dieser Zeit regelmäßig das Glas im Uhrzeigersinn schwenken

 
10. nach der Ansatzzeit alles durch ein Sieb in ein anderes Weckglas abfiltern
11. Honig und Wasser vermengen und zugeben  
12. weitere 3 Wochen in der Sonne ziehen lassen
13. in saubere Flaschen abfüllen und beschriften

Die Gewürze können natürlich variieren und du kannst dein eigenes Geheimrezept entwickeln.






Ja auf die Mönche ist eben Verlass!
Der Nuss Likör ist nicht nur aufgrund seiner magenfreundlichen Zutaten ein perfekter Digestiv
sondern schmeckt auch ganz und gar himmlisch!

Tipp: wo ist der nächste Nussbaum?
Schau unter mundraub nach, denn wilde Nussbäume gibt es in Wien und auch anderswo zur Genüge.